BUND Regionalverband Stuttgart

Gemeine Buche, Rot-Buche

Fagus sylvatica

Familie: Buchengewächse, Fagaceae
Gattung: Fagus
Vorkommen: Europa, Türkei
Wuchshöhe: Meist um oder etwas über 30 m, vereinzelt noch deutlich höher


Die eng verwandten Rotbuche, Eiche und Ess-Kastanie haben als gemeinsames Merkmal eine charakteristische Fruchthülle. Bei diesen bildet sich aus dem Blütenstandstiel eine Schutzhülle um die Früchte, die bei den Eicheln nur kurz und napfförmig bleibt, bei den Edelkastanien und Bucheckern aber die Früchte völlig mit einer stacheligen Schale umgibt. Die dreikantigen Nüsse der Buche bergen im Samen einen Embryo mit zusammengeknitterten Keimblättern. Insgesamt enthält die Buchecker 46 % fettes 01, welches als ausgezeichnetes Speiseöl dient und von mildem Geschmack sowie guter Haltbarkeit ist. Im Krieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit war das Sammeln von Bucheckern weit verbreitet.

Die rücksichtslosen Methoden, mit denen sich die Buche auf ihr zusagenden Standorten die Vorherrschaft erkämpft, nämlich die tiefe Beschattung des Bodens und seine Durchdringung mit Flachwurzeln, sieht man dem Baum auf den ersten Blick gar nicht an. Eine besonders schöne, brettartig ausgebildete Stützwurzel ist am Fußweg durch die Brandhalde zwischen Bietigheim und Bissingen zu sehen.

Statt ihren Stamm mit einer dicken Borkenschicht zu umhüllen, wie etwa die Eiche, bildet die Buche nur eine dünne, silbergraue, glattbleibende, gegen Sonnenbrand allerdings sehr empfindliche Stammrinde aus. Um ihren Stamm vor der Sonne trotzdem zu schützen, bleibt eine freistehende Buche bis zum Boden herunter beastet - Weidebuchen.

Die Abzweigung der Buchenäste geht im allgemeinen schräg nach oben. Dadurch fühlt man sich in einem Buchenaltbestand - der Forstmann spricht von einem Hallenbestand - wie in einem gotischen Dom. Tatsächlich gibt es Stimmen, die die Meinung vertreten, dass die Schöpfer der großartigen gotischen Kathedralen und Dome von eben diesen Waldbildern inspiriert waren. Das deutsche Wort, Buch, verdankt seine Entstehung diesem Baum. Es bezeichnet ursprünglich die zusammengehefteten Buchenholztafeln, auf denen man - wohl nach dem Vorbild der römischen Wachstäfelchen - schrieb.

Rotblättrige Buchen sind wildwachsend, d. h. infolge einer Erbmassenänderung wiederholt aufgetreten. Aus irgendeinem Grund besonders in der Mitte Europas. Diese sogenannte Blutbuche gilt als die größte rote Pflanze der Erde.

Etwa halbwegs zwischen Häfnerhaslach und Sternenfels gab es südlich der Straße einen großen, verkrüppelten Baum, der sich bei näherer Betrachtung als Rotbuche entpuppte und "Kanzelbuche" genannt wurde.
Der Krüppelwuchs ist nicht bedingt durch äußere Einflüsse wie etwa Wind und Wetter, Krankheit, Tierfraß usw., sondern, wie sich an Hand von Absaatversuchen nachweisen lässt, erblich bedingt.
Es handelt sich hier also um eine Abänderung, Mutation genannt, mit der dendrologischen Bezeichnung Fagus sylvatica var. tortuosa.
Im Deutschen spricht man von Süntelbuche, da wohl diese Form im Süntelgebirge zum ersten Mal beschrieben wurde.
Derartige Abarten kommen vermutlich des öfteren vor, jedoch wird diese gewunden wachsende Form von der normalen, gestreckt wachsenden Rotbuche überflügelt und unterdrückt.
Hinzu kommt, dass derartige Wuchsformen schon früh den forstlichen Pflegemaßnahmen zum Opfer fallen. Im Schwäbischen Baumbuch von 1911 wird das Alter dieser Buche mit etwa 200 Jahren angegeben. Es wird dort weiter erwähnt, dass der Baum bereits König Friedrich aufgefallen sei, der dann die Erhaltung dieser "Renkbuche" veranlasst haben soll.

Die älteste recht mühsame Feuererneuerung der Vorzeitmenschen mittels Reibung wurde abgelöst durch das Feuermachen mit Hilfe des Zunders. Der Zunderschwamm (Fomes), ein Porling, wächst vorwiegend an Rotbuchenholz. Er bildet Fruchtkörper, die halbkreisförmig vorspringen und einen Durchmesser bis etwa 40 cm erreichen.
Zur Herstellung des Zunders, der noch meinem Vater zusätzlich als blutstillendes Mittel etwa nach dem Rasieren mit dem Messer diente, wurden die gesammelten Fruchtkörper zunächst von der steinharten, rindenartigen Haut und den unten weißen Röhrenschichten befreit, dann mehrere Wochen mit einer Lauge aus Wasser, Asche und Salpeter aufgeweicht, anschließend wieder getrocknet und zuletzt mit Holzkeulenschlägen so lange bearbeitet, bis aus der inneren rostbraunen Substanz eine lockere, filzartige Masse – Zunder – entstand.

Der Bietigheimer Kunstmaler Richard Hohly war Anfang der 30er Jahre am Realgymnasium in Riedlingen mein Zeichenlehrer, wie wir damals sagten. Zum Radieren beim Zeichnen mit Kohle hatten wir damals stets ein Stück Zunder im Schreibmäppchen zu haben.

Die an der Nutzung und Verarbeitung des Zunderschwammes interessierten Kürschner, denen es darauf ankam, die Fruchtkörper möglichst groß werden zu lassen, pachteten die Schwammbaumbestände auf längere Zeit. Diese Bäume blieben dann meist stehen bis der Pilz sein Zerstörungswerk vollendet hatte. Es klingt heute fast wie ein Märchen, dass noch im vorigen Jahrhundert die Fruchtkörper des Zunderschwammes in manchen Gegenden höher bewertet wurden als das Holz der Bäume, welches sie zerstörten.

Das Holz der Buche, des Hauptwirtsbaumes des echten Zunderschwammes, fand allerdings in damaliger Zeit fast nur als Brennholz und für die Köhlerei Verwendung.
Die Herstellung der Holzkohle war zumindest mit Beginn der Metallzeit notwendig, da sie zur Verhüttung der Erze erforderlich war. Lenk ermittelte, dass zur Gewinnung von einem Kilogramm Eisen zwölf Kilogramm benötigt wurden, für die 60 kg Holz, vorwiegend Buche, in den Meiler eingesetzt werden mussten. Somit könnten z. B. mit dem gesamten Jahreseinschlag der Bundesrepublik lediglich 1,6 % der in Westdeutschland produzierten Eisenmenge gewonnen werden.
Auch in den Waldungen um Bietigheim standen Kohlenmeiler, bis dann nach Anlage des Eisenbahnnetzes – Eröffnung der ersten Strecke in Württemberg 1845, Bau des Bietigheimer Enzviaduktes durch Karl Etzel 1851/53 – die Braunkohle und Steinkohle vordringen konnte. Vielfach lassen sich noch Kohlplatten finden oder es erinnern Forstortsnamen an längst vergangene Zeiten, wie etwa die Abteilung 5 Kohlplattenteich im Distrikt Bromberg auf Markung Kirbach.

Im Mittelalter war bei uns die Streunutzung noch so gut wie unbekannt. Der Weidebetrieb in den Laubwäldern war üblich, der Körnerbau überwog den Anbau der Hackfrüchte und man hielt wohl im Ganzen viel weniger Vieh im Winter mit der Stallfütterung durch, so dass das in der Wirtschaft erzeugte Stroh noch zum Streuen ausgereicht haben mag.

Der Anbau von Futtergewächsen und die Verbesserung der Wiesen gestatteten allmählich immer mehr die Stallhaltung. Die Stallfütterung erleichterte zwar den Verzicht auf die Waldweide, vermehrte aber das Bedürfnis nach Einstreumitteln.
Das früher vielfach übliche Abrechen der Laubstreu in den Beständen – bis ca. vier Tonnen lufttrockene Masse pro Hektar! – entzog dem Boden den Humus, der als Stickstoffquelle und als Wasserspeicher dient. Zugleich wird die schädliche Auswaschung von Nährstoffen in den Untergrund gefördert und der Boden in seinem physikalischen Zustand verschlechtert.

Vor allem den Regenwürmern, die nach Ronde in einem Hektar Waldboden zuweilen mit einer Muskelenergie von 0,5–2 PS an der Arbeit sind und denen die Umwandlung der Streu in Humus primär zu verdanken ist, wird durch Entfernung der Laubdecke geradezu die Lebensgrundlage entzogen. Weil sich aber, genauso wie heute, bei vielen Eingriffen des Menschen in seine Mitwelt die schlimmen Folgen, in diesem Fall des Streurechens, nicht sofort bemerkbar machen, wurde lange die Gefährlichkeit für Boden und Zuwachs nicht erkannt.

Trotz dem württembergischen Gesetz vom 26.3.1873 über die Ablösung der auf Waldungen haftenden Weide-, Gräserei- und Streurechte, dauerte es bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, um die letzten Streunutzungsrechte vollends abzulösen.

Dr. Hans Halla

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