BUND Regionalverband Stuttgart

Silber-Weide

Salix alba

Familie: Weidengewächse, Salicaceae
Gattung: Salix
Vorkommen: Europa ohne Skandinavien; Türkei, Kaukasus, Iran, W-Sibirien, Mittelasien, W-Himalaya, NW-Afrika,
eingebürgert: Skandinavien
Wuchshöhe: 25 bis maximal um 35 m


Die Weiden zählen neben Pappeln und Eichen zu den ersten nachgewiesenen Blütenpflanzen, die in der Kreidezeit – Beginn vor etwa 140 Millionen Jahren – unser Land besiedelten.

Die Weidenfamilie umfasst in Mitteleuropa lediglich die Gattungen Weiden und Pappeln. Dabei sind die Weiden zweihäusig. Das heißt, die männlichen und weiblichen Blüten sind auf verschiedenen Pflanzen verteilt.

Die männlichen Blüten stehen in Kätzchen, die vor dem Aufblühen an das weiche Fell junger Tiere dieses Namens erinnern.

Der gelbe, eiweißhaltige Blütenstaub ist ein wesentlicher Bestandteil der Nahrung unserer Jungbienen im Frühjahr. Aufgepackt an den Beinen, als sogenannte »Höserl«, bringen die Arbeiterbienen den Blütenstaub in die Bienenstöcke.

Während die Weidenblüten Nacktdrüsen haben, und wie ausgeführt durch Insekten bestäubt werden, sind die Pappeln Windblütler. Bei beiden Gattungen werden die winzigen Samen mit Hilfe von Flughaaren, die wie kleine Wattebäuschchen aussehen, durch den Wind weit verbreitet. So etwas ist nur möglich, wenn der Samen sehr leicht ist, das heißt aber auch, er kann im Gegensatz zu den meisten anderen Samen kaum Nährgewebe mit auf den Weg bekommen.
Samen ohne Nährgewebe sind sehr kurzlebig, weshalb sie möglichst schnell eine Keimmöglichkeit benötigen. Der Forstmann spricht von Pionierbaumarten, die wegen ihres leichten und weit fliegenden Samens vor allem nach den Eiszeiten als erste aus Südost und Südwest wieder auf die Rohböden zurückwandern konnten.

Das Wort »Weide« geht auf eine indogermanische Sprachwurzel mit der Bedeutung »biegen, biegsam« zurück und weist damit auf die uralte Verwendung der biegsamen Weidenruten als Flechtwerk hin. Der Baum wird daher auch vielfach als leicht zu schneidende Kopfweide kultiviert.

»Jemanden einen Korb geben« = ihm eine Absage erteilen. Unerwünschte Anbeter wurden früher, im Gegensatz zu den ersehnten, in einem schadhaften Korb zum Kammerfenster des Burgfräuleins emporgezogen.
Bei dieser Prozedur fielen sie nicht selten durch den Boden des Korbes. Daher »durchfallen«, beispielsweise bei einer Prüfung, »aus allen Wolken fallen«, »er ist unten durch«. Als »Hahn im Korb« kann sich jemand fühlen, der als einziges männliches Wesen, sozusagen als Meistbegünstigter, sich von einer Gruppe junger Mädchen umgeben sieht.

Saulus sollte von den Juden in Damaskus, denen er ins Gewissen geredet hatte, getötet werden. In der Apostelgeschichte schreibt Lukas im Kapitel 9. 25: »Da nahmen ihn die Jünger bei der Nacht und taten ihn durch die Mauer und ließen ihn in einem Korb herab«.
Eine derartige Hoch- bzw. Herabbeförderung in Körben war früher nichts Ungewöhnliches, da ja die alten Wohnwehrtürme, wie heute etwa noch in Besigheim oder Liebenstein zu sehen, aus Sicherheitsgründen nur Hocheingänge hatten, und dazu brauchte man Leitern oder für weniger zart Besaitete, das Hochziehen in Körben.
Sämtliche heute noch im Stadtbild zu findenden alten Bietigheimer Wappen zeigen einen derartigen Wohnturm mit Hocheingang. Vorbild war vermutlich der 1542 eingestürzte Turm, der im Bereich der Südwestecke der heutigen Kelter stand.

Dem Volksglauben nach kann die Weide durch Zauber stellvertretend Krankheiten aufnehmen. Sie soll ein bevorzugter Aufenthaltsort von Geistern und Hexen sein. Am Palmsonntag geweihte Weidenzweige gelten als Schutz vor Blitz, Unwetter und bösen Einflüssen. Zum Laubhüttenfest ist in 3. Moses 23, 40 zu lesen: »Und sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmzweige und Maien von dichten Bäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem Herrn, eurem Gott«.

Die Rinde junger Weidentriebe, die sich ähnlich wie bei der Vogelbeere im zeitigen Frühjahr, wenn der Saft zu steigen beginnt, durch vorsichtiges Klopfen leicht ablösen lässt, haben wir als Kinder benützt, um Pfeifen und Flöten daraus zu machen. Die Rinde enthält neben Salicin reichlich Gerbstoffe und dient daher in Russland zum Gerben des Juchtenleders.

Dr. Hans Halla

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