BUND Regionalverband Stuttgart

Gewöhnliche Hainbuche, Weißbuche

Carpinus betulus

Familie: Birkengewächse, Betulaceae
Gattung: Carpinus
Vorkommen: Europa, Kaukasus, Türkei, Iran
Wuchshöhe: 20 - 25 m


Dieser Baum gehört trotz seines Namens nicht zu den Buchen, sondern zu den Birkengewächsen. Das Wort Flagbuche geht auf die Verwendung dieses sehr stockausschlagfähigen Baumes beim Einhegen, das heißt beim Einfrieden von Grundstücken, zurück.

Nach dem Niedergang der Staufer – 1268 Enthauptung des 16-jährigen Kaisers Konradin auf dem Blutgerüst in Neapel – konnten die Grafen von Württemberg ihr Herrschaftsgebiet bedeutend ausdehnen.

Zur militärischen Absicherung, aber auch wegen der erstrebten Zolleinnahmen, ließ Graf Ulrich V., der Vielgeliebte, 1456 ein »Landgeheg« im Norden seines Gebiets anlegen. Es führte in 31 km Länge vom Braunersberg nördlich von Gronau bis zu der von Graf Eberhard im Bart 1482 erbauten Heuchelberger Warte.
Von den fünf Zolldurchgängen, die fast 300 Jahre lang finanziell erfolgreich ihre Dienste taten, stehen heute noch der Landturm zwischen Neckarwestheim und Talheim sowie der Landturm bei Wüstenhausen. Dieses Landgehweg, bestehend aus einem Graben mit Wall und dicht bestockt vorwiegend mit Hagbüchen, ist in Teilabschnitten heute noch zu sehen, und wird auch als »schwäbischer Limes« bezeichnet.

Ein echter »Hagestolz« ist ein eingefleischter Junggeselle, der von der Ehe nichts wissen will; auch im Sinne von Einzelgänger, Weiberfeind, Sonderling. Das Wort hat ursprünglich aber weder etwas mit Stolz noch mit Ehegegnerschaft zu tun. Es stammt vielmehr – entstellt – vom althochdeutschen »Hagustalt«, dem armen Hagbesitzer.

In altgermanischer Zeit ging das Hauptgut auf den Erstgeborenen über. Die jüngeren Söhne mussten sich mit Nebengütern bzw. Hagen, das heißt, mit einem kleinen, durch eine Hecke abgegrenzten Grundstück, zufrieden geben, deren Ertrag ihnen keine Heirat erlaubte, zumal der Freier damals einen ansehnlichen Kaufpreis für die Braut zahlen musste. Der »Hagestolz« war also bei Licht besehen Junggeselle wider Willen.

Als eine »hanebüchene Grobheit« bezeichnet man eine unverschämte Flegelei und Rücksichtslosigkeit; eine derbe, unerhörte Rohheit.
Auch »hanebüchen« kommt von der Hainbuche, plattdeutsch Hanebuche. Das Holz dieses Baumes ist das härteste und festeste Holz, welches in deutschen Wäldern wächst. Erst an zweiter Stelle kommt das Holz unseres Speierlings. Das Weißbuchenholz wird deshalb auch »Eisenholz« und der Baum »Hornbaum« – engl. »horn-beam« – genannt.

Solange Eisen teuer und knapp war, fertigte man aus diesem harten Holz besonders stark beanspruchte Maschinen- und Fahrzeugteile wie Zahnräder für Wassermühlen, Achsen und Speichen, Hackstöcke für Metzger, aber auch Molkereigeräte, wie die weißgescheuerten Milchkübel und Butterfässer. Heute noch werden die Gleitflächen der Hobel aus Weißbuchenholz gemacht und, schwarz eingefärbt, dient es sogar als Ebenholzersatz.
Ich habe mir vom alten Wagner Bäuerle in Neckarwestheim aus einem besonders starken Weißbuchenstamm ein großes Kuchen- bzw. Bratenbrett sowie Vesperbrettle machen lassen. Diese Gebrauchsbretter sind zwar schwer, aber zeigen wegen ihrer Härte kaum Messereinschnitte.

Um allerdings ein schönes weißes Holz zu bekommen, ist es erforderlich, dass der Weißbuchenstamm alsbald nach der Winterfällung eingeschnitten und luftig gelagert wird, da das Holz zu diesem Zeitpunkt gegenüber Pilzen sehr anfällig ist und dann leicht einen grauen, etwas schmuddelig aussehenden Stich bekommt.

Dr. Hans Halla

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