BUND Regionalverband Stuttgart

Baum-Hasel

Corylus colurna

Familie: Birkengewächse, Betulaceae
Gattung: Corylus
Vorkommen: Europa: Balkanhalbinsel, Rumänien; Türkei, Kaukasus, Iran
Wuchshöhe: 25 m, unter guten Bedingungen auch mehr


Als das Klima vor etwa 8000 Jahren wärmer wurde, unterwanderte die Hasel den hier vorhandenen Birken-Kiefern-Wald, veränderte die Vegetationsbedingungen und bereitete so das Zeitalter der Eiche vor.
Die Menschen der damaligen Mittleren Steinzeit waren im wesentlichen noch Fischer und Jäger. Sie sammelten und verzehrten unter anderem Haselnüsse, deren Schalenstücke sich oft massenhaft neben Haufen von Muschelabfällen, Fischgräten, Wildknochen und Geweihstangen in der Umgebung ihrer Wohnstätten und Herdstellen finden.

Die prächtigen Kätzchen der Hasel, die Frühjahrsboten für die Bienen, tragen die männlichen Blüten und jedes kann bis zu 4 Millionen Pollenkörner ausstreuen.
Wir sind in der glücklichen Lage im nördlichen Gebiet des Kreises Ludwigsburg zwei der wenigen im württembergischen Unterland pollenanalytisch auswertbaren Moore zu haben. Beide reichen bis in die Wärmezeit – Stufe VII Eichenmischwaldzeit mit viel Hasel – zurück und zeigen uns über den dort konservierten Blütenstaub, was einst hier gewachsen ist bzw. kultiviert wurde.
Es handelt sich um eine Gipskeuperdoline auf Markung Sersheim und eine solche auf Markung Geisingen, unmittelbar östlich unserer Siedlung Buch. Bei letzterer stand bis 1838 das Boudoirschlösschen aus der einstigen Englischen Anlage Herzog Karl Eugens in Hohenheim. Die dazugehörigen Bäume wurden erst 1910 aus landwirtschaftlichen Gründen gefällt.
Die starke Verbreitung der Hasel lieferte den Namen für den Ort Hohenhaslach. Der heutige Hase im Wappen dieses Ortes ist somit irreführend.

Wegen des leichten und sehr biegsamen Holzes wurden früher aus den jungen Haselnussraiteln (Ruten) Fassreifen, Fischreusen, Speere usw. gefertigt. Es gab sogar eine Zunft, die sich »Fassraitelschneider« nannte.
Die Haselnussruten wurden aber auch benützt, um die Gefache unserer alten Fachwerkhäuser auszufüllen. In diese Gefache wurden in bestimmten Abständen stärkere senkrechte Hölzer, meist Spaltstücke aus Eichenschälwaldungen, eingespannt und quer dazu dann Haselnuss-, Weiden- und sonstige Ruten »hineingewunden«.
Das Ganze hat man dann mit einem Gemisch aus Lehm und Spreu ausgestrichen. Von diesem Hineinwinden der Ruten ist unser deutsches Wort »Wand« abgeleitet. In den romanischen Ländern kennt man nur »mur« = Mauer.

Haselnüsse, die in ihren Speicherkeimblättern etwa 60 % fettes Öl enthalten, gelten nach altem Volksglauben und Volksbrauch als Sinnbilder der Fruchtbarkeit.
Der Name Hasala weist auf ältestes deutsches Volksrecht hin. »Haslach« hießen die germanischen Mahl- und Gerichtsstätten, weil sie mit Haselbüschen und Haselgerten abgegrenzt waren.

Das dichte Haselgebüsch, vor allem in den einst bei uns weit verbreiteten Mittelwäldern, war unübersichtlich und die wohlschmeckenden Nüsse sollten die Liebeskraft stärken. Deswegen gingen die jungen Leute gern »in die Haselnüsse«. Eine alte Volksweisheit besagt daher: »Viele Haselnüsse – viele uneheliche Kinder«.

Sehr versteckt finden wir das Nussmotiv in dem Märchen vom Aschenputtel. Dreimal bekam es ein jeweils schöneres Kleid in einer Nussschale geschenkt, bis es endlich die richtige Braut des Königssohnes wurde.

Im Unterschied zur Gewöhnlichen Hasel oder Waldhasel (Corylus avellana L.), die als Strauch wächst, hat die Baumhasel einen aufrechten Wuchs und bildet eine regelrechte Baumkrone aus mit größeren Blättern und einer graufarbenen korkartigen Borke.

Die männlichen Blüten bilden bis zu 12 cm lange Kätzchen aus, die zur Blütezeit hellgelb herabhängen. Aus den knospenförmigen weiblichen Blüten hängt die lange rote Narbe heraus. Die Früchte, die in langen tiefen Hüllen verborgen sind, sind in Büscheln zusammengefasst.

Dr. Hans Halla

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